BUCH-TIPP: Neue Gärten!

Gartenkunst zwischen Jugendstil und Moderne

 

Für jeden, der sich intensiver mit der neuen Gartenkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland beschäftigen möchte, sei „Neue Gärten!  Gartenkunst zwischen Jugendstil und Moderne“ – das Buch zur Ausstellung – empfohlen. Ausführlich wird dort die damalige Reformbewegung, welche sich ja auch auf andere Lebensbereiche wie Kleidung, Ernährung und Lebensstil erstreckte, im Bereich Garten geschildert.

Verschiedene Historiker berichten sowohl über den Villengarten im späten 19. Jahrhundert, der vor allem „eine modische Villa mit kleinem Vorder- und parkartigem Hintergarten“ war, als auch über die Planungen neuer Parkanlagen, nach der sich eine rasant wachsende Bevölkerung sehnte, bis hin zum Einfluss der englischen Gartenkunstreform, wie sie sich in der „Arts and Crafts Movement“ zeigte, manifestiert im berühmten Hidcote Manor Garden.

Interessant ist auch die Rolle der neuen Gartenausstellungen der Jahre 1904 bis 1907 als Katalysator der Gartenreform. Dort wurden Farbengärten präsentiert und es hieß: „Gartenkunst ist wieder Raumkunst, ist überhaupt wieder Kunst geworden…“ In dieser Zeit konkurrierten Architekten wie Peter Behrens und Gartenkünstler um den neuen Stil in Garten und Parks.

Kein zweiter Garten in Deutschland spiegelt die Prinzipien des Reformgarten so deutlich wieder wie der Landhausgarten des Malers Max Liebermann in Berlin-Wannsee. Der Hamburger Museumsdirektor Alfred Lichtwark, einer der Wortführer der Gartenreformbewegung, hatte maßgeblichen Einfluss auf seine Gestaltung, aufgeteilt in Gartenräume mit Bauern-, Nutz- und Heckengarten, sowie einer Blumenterrasse. Im Buch wird ausführlich das Zusammenwirken dieser beiden kreativen Männer beschrieben.

Da leider kaum ein Reformgarten aus der Zeit von 1900 bis 1914 heute in Deutschland im original noch besteht, gibt es für Besucher nur wenige restaurierte Reformgärten zu besuchen. Der Liebermann-Garten in Berlin zählt den bekanntesten Rekonstruktionen.

Auch die Hausgärten der Maler Emil Nolde in Alsen und Seebüll, Heinrich Vogeler in Worpswede und Max Clarenbach in Wittlaer/Düsseldorf folgten den Prinzipien der Gartenreform. Üppige Gärten regten Nolde zum Malen von Blumenbildern an. Wie Nolde plante und pflegte der Künstler Heinrich Vogeler seinen Garten, der eine Symbiose mit dem Landhaus eingehen sollte, selbst.

Kein Reformgarten ohne Blumen. Intensiver als zuvor wurden im Freiland Blumenzwiebeln eingesetzt, vor allem Tulpen. Viele davon kamen aus Berlin, welches neben den Niederlanden und Hamburg jahrhundertelang ein Zentrum der Blumenzwiebelzucht war.

Der Erste Weltkrieg bedeutete für die Gartenreformbewegung in Deutschland eine jähe Zäsur. Ihre Impulse reichte in die 20er Jahre hinein. Dann war die Rede allerdings mehr von Parks als von Hausgärten.

Der festgebundene Band ist mit 260 Abbildungen umfangreich bebildert. Darunter sind historische Parkaufnahmen, Zeichnungen, Aquarelle und originale Pläne von Hausgärten.

Das Buch hat beim „Gartenbuchpreis 2018“ in der Kategorie „Bestes Buch über Gartengeschichte“ den zweiten Platz belegt. Der Preis wird jährlich auf Schloss Dennenlohe in Franken verliehen, wo Freiherr von Süsskind einen 24 Hektar großen Landschaftspark angelgt hat.

Fazit: Ein schönes Stück Gartengeschichte über eine der interessantesten Phasen der Gartenkultur in Deutschland.

 

Neue Gärten!  Gartenkunst zwischen Jugendstil und Moderne

Hg. von Stefan Schweizer, Martin Faass
Wienand Verlag
2017
ISBN: 978-3-86832-392-4

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