IRLAND: Powerscourt – Großzügigkeit in Grün

 

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Schloss und Garten von Powerscourt in Irland

 

Es ist einer der Paradegärten Irlands. Schon der Name „Powerscourt“ drückt Macht, Glanz und Größe aus. Die riesige Gartenanlage mit rund 19 Hektar Fläche in der Grafschaft Wicklow im Osten Irlands – nur 20 Kilometer von Dublin entfernt – wird diesen Erwartungen gerecht.

Ein erhabenes Gefühl stellt sich beim Durchschreiten dieses Schlossparks ein. Ja, hier geht man nicht einfach, hier schreitet man. Die Großzügigkeit der herrschaftlichen Parkanlage befreit das Besucherherz von Enge. Es ist zu spüren, wie weite Blicke offenes Denken fördern.

Der italienische Garten
Vom Schloss führt der Weg direkt zum „italienischen Garten“, der sich nach unten abstuft. Für diese aufwändig angelegte Terrassenanlage sollen im 19. Jahrhundert mehr als hundert Männer zwölf Jahre lang beschäftigt gewesen sein.  Ein solcher Aufwand für eine Gartenanlage kann sich heute kaum einer mehr vorstellen. So profitieren die heutigen Besucher vom Engagement früherer Generationen.

Saftig grün leuchtet das berühmte irische Gras, sorgfältig gepflegt und kurz geschnitten. Die blumengeschmückten Amphoren sind mit Götterfiguren bestückt. Statuen, welche der frühere Eigentümer auf Europareisen zusammengetragen hat, und Springbrunnen zieren die streng eingefassten Blumenbeete. Alles zusammen ergibt eine Symmetrie, die sich – mit etwas Abstand betrachtet – am deutlichsten zeigt.

 

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Terrasse als Kunstwerk
Mitten im „italienischen Garten“ von Powerscourt befindet sich eine Terrasse. Dort fühlt sich das Gehen plötzlich „uneben“ an. Zwangsläufig blicken die Augen nach unten: Mit ovalen Natursteinen unterschiedlicher Farbe ist ein Muster geschaffen geworden, das Sterne, Kreise und Ellipsen zeigt. Da die Steine klein sind, mussten sehr viele verarbeitet werden. Das Bodenbild wirkt wie ein kleines Universum, dessen Sterne durch die Steine symbolisiert sind.
Die Besucher machen Fotos und lehnen sich dabei an einem schmiedeeisernen Geländer an. Da ranken sich vergoldete Blüten und Blätter. Das Kunsthandwerk stammt von einem bayerischen Schloss und passt gut in die irische Landschaft.

 

Triton See
Von der Terrasse geht der Blick auf den See, „Triton Lake“, das Herzstück des Gartens und zugleich eine Reminiszenz an den berühmten Triton-Brunnen in Rom von Bernini. In Powerscourt hockt Triton, der Gott des Meeres, in der Mitte des Wasserbeckens und bläst eine hohe Wasserfontäne steil und lustvoll in die Luft.

Dahinter breitet sich eine unverbaute Landschaft aus, ganz irisch in den unterschiedlichsten Grüntönen. Den Hintergrund rundet die Kulisse des „Great Sugar Loaf Mountain“ ab, der bucklige, markante Berg der Gegend. So ist der See mit den Götterfiguren in diesem Setting in einem Tal der Wicklow Mountains eine Gesamtkomposition, ein Kunstwerk für sich.

Geflügelte Pferde
Zwei geflügelte Pferde bewachen den Triton See von Powerscourt. Steigend, dynamisch auf den Hinterbeinen, jederzeit verteidigungsbereit. Pegasus, der geflügelte Hengst und Göttersohn, drückt Kraft und Anspruch aus. Die einstige Besitzerfamilie Wingfield führte die geflügelten Pferde im Familienwappen und brachte damit ihr Selbstverständnis zum Ausdruck. 350 Jahre lang blieben die Wingfields die Herren von Powerscourt.


Pegasus aus Berlin
Interessanterweise wurden die lebensgroßen Pferdefiguren 1869 in Berlin angefertigt. Der Bildhauer Hugo Hagen (1818-1871) hatte die tonnenschweren Skulpturen aus Zinkguss geschaffen. Auch in Berlin gibt es noch eine Pegasus-Skulptur von ihm. „Pegasus von der Grazie gebändigt“ schmückt das Dach des Alten Museums auf der Museumsinsel in Berlin. Die 150 Jahre alte Metallplastik wurde völlig renoviert und im Jahr 2000 wieder aufgestellt.

Der älteste Teil der Gartenanlage von Powerscourt ist der umfriedete Garten. „The Walled Gardens“ war früher der Küchengarten und versorgte den Landsitz mit Gemüse und Früchten. Heute zeigen sich üppige Rabatten mit Rosen und bunten Stauden.


Ein Tor vom Bamberger Dom
Wie schon bei der Terrasse fällt das außergewöhnliche schmiedeeiserne Eingangstor mit stilisierten Trauben und goldenen Weinblättern auf. Dieses Stück stammt ebenfalls aus Deutschland. Im 18. Jahrhundert kam es vom Bamberger Dom von Franken nach Irland und heißt daher „Bamberg Gate“.

Alte Bäume
Ungewöhnlich ist auch der große Bestand an unterschiedlichen Bäumen, die aus den unterschiedlichsten Ländern herstammen. So sind im Wäldchen von Powercourt Zedern, Zypressen, Lärchen und viele alte Nadelbäume auszumachen. Sie wurden in den letzten zweihundert Jahren gepflanzt.
Eine Douglastanne sticht heraus. Der über 150 Jahre alte Baum zählt zu den höchsten seiner Art in ganz Irland. Während der „Nationalen Baum-Woche“ unternimmt der Chefgärtner von Powercourt, Michael Byrne, Führungen durch den Park: von Baum zu Baum.


Tipp vom Head Gardener
Sein Tipp für Besucher von Powerscourt Gardens: „Meine versteckten Juwele im Park sind der ruhige Rhododendron Weg und der Tierfriedhof.“ Ein für private Verhältnisse großer Tierfriedhof zeigt sich da. Verwitterte Grabsteine zeugen von der Liebe der Herren von Powerscourt zu ihren Haustieren. Da liegen der Cocker Spaniel Jack, daneben Taffy Topaz, der Dachshund, und der Irische Wolfshund Kilfane, „universally beloved“. Für den treuen Sting „Faithful beyond human fidelity“ hat man sogar einen Obelisken errichtet.

Der Tierfriedhof
Ungewöhnlicher weise sind auch Pferde begraben: Black Beauty, die Ponys Bully und Tommy und auch „his wife“, Magic. Selbst Nutztieren ließ man eine besondere Würdigung zukommen. Auf dem Grabstein der Kuh Eugenie heißt es: „Sie hatte 17 Kälber und produzierte über 100.000 Gallonen Milch“. Da spricht Dankbarkeit.


Das Schloss
Ach ja, neben all den Gardens ist ja auch noch das Powerscourt House. Zwar wird es nicht als Schloss bezeichnet, man könnte dies aber ohne weiteres tun. Das Herrenhaus aus Granit wirkt äußerst imposant. Der Ballsaal nach italienischem Vorbild ist so luftig und weitläufig, dass man gleich lostanzen möchte.

Der Ursprung des Landgutes geht auf das 12. Jahrhundert zurück, als die Anglonormannen nach Irland kamen und eine Burg an der strategisch wichtigen Stelle bauten. 1603 kam Powerscourt Castle an den Engländer Richard Wingfield. Die Legende besagt, dass der Feldherr nach erfolgreicher Schlacht zu Königin Elisabeth kam. Auf ihre Frage, was er sich als Belohnung wünsche, meinte er, ihr Schal sei ausreichend. Daraufhin drapierte sie ihren Schal auf seinen Schultern. Darüber hinaus schlug sie ihn zum Ritter, ernannte ihn zum Marshall von Irland und schenkte ihm den Grundbesitz von Powerscourt als Belohnung für seine militärischen Erfolge. Die Wingfield Familie lebte 350 Jahre lang auf dem Landgut.


Architekt aus Kassel
Im 18. Jahrhundert beauftragten die Wingfields den Deutschen Richard Castle (1690-1751), auch unter dem Namen Richard Cassels bekannt, mit der Umgestaltung von Burg und Land. Der damals bekannte Architekt aus Kassel in Hessen schuf das großzügige Herrenhaus, die Gärten und Terrassen, wie auch Wege zum Fahren und Reiten. Beim Powerscourt House folgte er einem klassizistischen Baustil, der sich an dem Renaissance-Architekten Palladio orientierte. Dieses große Vorbild prägt noch heute die Atmosphäre der Parkanlage. Umgeben von einer grandiosen irischen Landschaft atmet sie Großzügigkeit.


WAS IST NOCH GUT ZU WISSEN?

LAGE: Powerscourt House & Gardens liegt in der Grafschaft Wicklow, im Südosten Irlands in der Nähe der Ortschaft Enniskerry, etwa 20 Kilometer südlich von Dublin.

INFORMATIONEN: Powerscourt Estate,  Irland, Enniskerry, Co. Wicklow, powerscourt.com

BESONDERES: Powerscourt hat auch noch einen japanischen Garten, bestückt mit einer Sammlung von Azaleen, japanischem Ahorn und chinesischen Glückspalmen.
Der nahegelegene Berg „Sugar Loaf Mountain“ (rund 500 m hoch), der den Blick in die Landschaft von Powerscourt bestimmt, ist übrigens ein beliebtes Wandergebiet.

TIPP-ÜBERNACHTUNG: Sehr atmosphärisch und mit einem wunderbaren Garten übernachtet der Reisende im Hunter’s Hotel bei Newrath Bridge (Mittelklasse).  www.hunters.ie

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Typisch irische Wolldecken

TIPP-SPEISEN: Im „Avoca Terrace Café“ lässt es sich vorzüglich speisen. Das schöne Café ist ein Muss für jeden hungrigen Besucher. Die Speisen werden frisch zubereitet. Die Auswahl groß.

TIPP-SHOPPING: Das großzügige Ladengeschäft im Powerscourt House verfügt über ein ausgewähltes Sortiment an Designprodukten aus Irland wie hochwertigen Wolldecken, Kleidung und Kunsthandwerk. Geschmackvolle Einzelstücke sind dort gut zu finden.

TIPP-LITERATUR: Baedeker Smart, Irland, Verlag Karl Baedeker, ISBN: 978-3-8297-3389-2
Dieser Irland Reiseführer eignet sich gut für Besucher, die die Insel noch nicht sehr gut kennen und sich einen raschen und kompakten Überblick verschaffen möchten – und eine erste Ahnung bekommen wollen, wie Iren ticken. In der Rubrik „Mein Tag in …“ wird ein Tag in den Gärten der Grafschaft Wicklow beschrieben. Natürlich mit einem Besuch in Powerscourt Gardens. Aber auch Gärten in anderen Grafschaften werden empfohlen, wie der berühmte Inselgarten von Garnish Island im Südwesten von Irland. Die Texte der Reihe Baedeker Smart sind kürzer gefasst als beim klassischen Baedeker. DIe Bücher sind mit einer praktischen Spiralbindung inklusive einer Reisekarte ausgestattet.
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WEITERE INFOS ZUM REISELAND  Irland: www.ireland.com

 

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