BUCH-TIPP: Irlands schönste Gärten

Foto des Covers des Garten-Buchs "Irlands schönste Gärten"

Es ist ein Coffee-Table-Book von der feinsten Sorte: groß, schwer, mit wunderbaren Bildern: „Irlands schönste Gärten“. Reisende, die bereits Gärten und Parks auf der irischen Insel besucht haben, kommen ins Schwärmen. Warum wird beim „Gardening“ eigentlich immer nur an England gedacht? Dabei gibt es wahre Pflanzenparadiese auch in Irland. Fast 60 davon stellt Jane Powers in ihrem Buch vor.

Um der Unterschiedlichkeit der Gärten in Irland gerecht zu werden, hat die Autorin die vielen Beispiele verschiedenen Kapiteln zugeordnet. Da schreibt sie über die herrschaftlichen Anwesen der früheren englischen Oberschicht, wie zum Beispiel über den grandiosen, an der südlichen Küste Irlands gelegenen Garten von Bantry House in der Grafschaft Cork. 50 Gärtner waren dort einst fest angestellt.

Jane Powers schildert nicht nur, wie die Gärten heute aussehen, sondern erzählt auch die Geschichte der oft riesigen Anlagen – gut lesbar und gerade soviel, wie nötig. Und sie berichtet von den Menschen, die die Gärten gestalteten. Will man als Leser doch wissen, wer die Ideen und Visionen zu diesen außergewöhnlichen grünen Reichen hatte. Gerade die anglo-irischen Adelssitze demonstrieren: Pracht und Privileg, Reichtum und Raffinesse, Glanz, Ehre und Herrlichkeit, zuweilen auch Eitelkeit und Exzentrik.

Dann widmet sich die Autorin „romantischen Zwischenspielen“. Gemeint sind Gärten, die den Besucher „in wahre Rauschzustände versetzen“, wie etwa Altamont in der Grafschaft Carlow. Sinnlich beschreibt Jane Powers, wie in diesen Gärten der Romantik – mit Hilfe von Wasser und ausgewählten Pflanzen – Blicke und Düfte das Denken des Besuchers überlagern. Träumen wir nicht alle davon, einen Garten zu betreten und allein von seinem Anblick überwältigt zu sein?

Es folgt eine grüne Palette an Gärten, die „aus Leidenschaft entstanden“, wie etwa der Japanes Garden, der Japanische Garten in der Grafschaft Kildare. Die Liebe als Ursprung des Gartens also. Oder Gärten, die der rauen Landschaft Irlands abgetrotzt wurden, wie Kylemore Abbey in der Grafschaft Galway. Hier ließ der Gartengründer in den 1870er sogar Häuser und Straßen verlegen, um Platz für seinen Garten zu schaffen.

Des Lesers Neugier stillt Powers im Kapitel über die „Gärten von passionierten Pflanzenkennern“ und bringt einem die Gartenverrückten näher, die es braucht, um besondere Pflanzenwelten zu schaffen, wie Mount Congreve in der Grafschaft Waterford. Sein Besitzer, Ambrose Congreve, der 2011 im Alter von 104 Jahren verstarb, hatte über 80 Jahre lang – fast manisch – Tausende von Pflanzen gesammelt.

Die irische Gartenszene ist dynamisch. Gärten öffnen und schließen. Das hat zum Teil historische, aber auch klimatische Gründe. In Irland regnet es bekanntermaßen viel und das Klima ist noch milder als in England. Frost ist selten. Daher wachsen die Pflanzen schnell und üppig. Das freut den Gärtner bei einem neu angelegten Terrain. Doch bei älteren Anlagen ist der Pflegeaufwand extrem hoch.

Das war schon vor über Hundert Jahren so. Als der Direktor der „Royal Kew Gardens“ in London, William Watson, 1906 nach Irland reiste, um Gärten zu besuchen, hielt er fest: „Man kann zweifellos sagen, dass zu den am häufigsten genutzten Gerätschaften in irischen Gärten Säge, Rebmesser und Schere zählen.“ Reichliches Pflanzenwachstum bedeutet in Irland also auch Vergänglichkeit. Manche historische Gartenanlage ist im Grün verschwunden.

Und manches verlorene Pflanzenparadies wurde wieder zu neuem Leben erweckt, wie Oakfield Park in der Grafschaft Donegal. In den 1940er Jahren hatte ein Holzhändler das Anwesen gekauft und die namensgebenden Eichen einfach abgeholzt. Die heutigen Eigentümer ließen ein halbes Jahrhundert später zehntausende von Bäumen wieder neu anpflanzen, darunter auch 160 Eichenarten. Oakfield (Eichenfeld) Park macht seinem Namen jetzt wieder Ehre. Gärten machen mitunter ein wechselvolles Leben durch.

So hat man mehrere verwahrloste Gärten in den 1990er Jahren mit Hilfe des Great-Gardens-of-Ireland-Restauration-Programm, welches von der Europäischen Union gefördert wurde, gründlich saniert und wiederbelebt. Schön, dass sich die Iren ihrem grünen kulturellen Erbe so bewußt sind!

Der 400 Seiten umfassende Bildband „Irlands schönste Gärten“ ist natürlich kein Reisebuch zum Mitnehmen. Doch eignet er sich sehr gut zur Vorbereitung einer Gartenreise nach Irland. Denn alle vorgestellten Gärten können auch besucht werden. Im Glossar befindet sich eine Liste mit den Adressen, Webseiten und GPS-Koordinaten der einzelnen Gärten.

Dieser Prachtband ist das Produkt eines Teams, das auch im Privaten ein Team, sprich eine Ehe, bildet. Jane Powers hat die Texte verfasst. Die Autorin lebt an der Küste, nahe von Dublin, in einem kleinen Ort. Dort gärtnert sie in ihrem eigenen irischen Garten. Von Jonathan Hession, ihrem Ehemann, stammen die Fotos. Wunderbar hat er zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten sowohl die opulenten Parks mit ihren großen Herrenhäusern, ebenso wie die zarten Blüten winziger Blumen eingefangen. Neben der Gartenfotografie ist Hession auch als Film- und Fernsehfotograf und als Landschaftsfotograf bekannt.

Fazit: Wer Irland und auch Gärten liebt, sollte zu diesem Buch greifen. Schöner und üppiger geht’s kaum. Nach der Lektüre muss man einfach auf die grüne Insel.

 

Irlands schönste Gärten – Romantisch, magisch, windumtost

Text Jane Powers, Fotos Jonathan Hession
Deutsche Verlags-Anstalt, 2015
ISBN  978-3-421-03839-5

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