ÖSTERREICH: Die Garten Tulln – Öko-Gartenschau an der Donau

Niederösterreich ist voller Gärten und Parks, ein wahres Garten-Reich. Kloster-, Schloss-, Privat-, Nutz- und Erlebnisgärten. So sieht Garten-Vielfalt aus. 125 Gartenbesitzer haben sich zusammen geschlossen und gärtnern biologisch: Das ist einzigartig! Doch wer steckt hinter dieser Gartenoffensive? vonREISENundGAERTEN stellt die Garten-Macher an der Donau und ihre Gärten vor. Eine Serie.

 

Die Garten Tulln – 65 Gärten in einem Garten

 

Foto eines Tisches mit vier Stühlen, auf dem grüne Pflanzen wachsen

Pflanzen total: Im Garten wird Grünes aufgetischt.

 

Der Chef steigt aufs Radl, um an das andere Ende des Gartens zu gelangen, so weit und groß ist das Gelände. 65 Schaugärten befinden sich auf dem Areal von „Die Garten Tulln“, ja so nennen sie sich tatsächlich. Ein Schaugarten ist in Österreich ein Garten zum Besichtigen. Und bei soviel verschiedenen Gärten hat der Besucher reichlich zu entdecken und anzuschauen.

 

 

Vielfalt an Gärten
Da gibt es den Giganten-, Forscher- oder Floristen-Garten. Oder auch den Garten der Kindheit und der Generationen – neben dem Bibel- oder Waldgarten, den Liebesgarten. Sogar ein Theater- und Literaturgarten, selbst ein Egon-Schiele-Garten – Schiele wurde in Tulln geboren – ist zu begehen. Alles was den Österreichern lieb und teuer ist, scheint auf dem sieben Hektar großen Gartengelände seinen Platz finden zu wollen. Und damit es nicht langweilig wird, kommen jedes Jahr zwei bis drei neue Gärten dazu.

 

 

Verschiedene Gartenstile
Die Stile sind wirklich sehr unterschiedlich. Es macht Spaß, durch die einzelnen Gartenräume zu wandern. Eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Farben umhüllt den Flaneur. Jeder Garten steckt voller Ideen. Wer Anregungen für den eigenen Garten sucht, geht mit einem Kopf voller Inspiration und einem vollen Speicher des Fotoapparates nach Hause.

 

Kunstvoller Aufbau eines Holzstapels mit Durchblick

Im Garten Tulln gibt überall Durchblick und Einblicke ins Grüne.

 

Ungewöhnliche Gärtner-Ideen
Da ist ein mit Sukkulenten begrüntes Dach zu sehen: der Garten auf dem Dach! Dort eine mit Pflanzen bewachsene Wand mit Fenster: der Garten an der Fassade! Dann große Hochbeete voller Gemüse: der Garten im Kasten! Dahinter gewellt geschnittene Hecken. Tolle Idee. Ja, warum müssen die eigentlich auch immer gerade sein? Und dann schnell in den Lounge-Sessel und auf einer Holzterrasse mit Teichblick ausruhen!

Baumwipfelweg
Einen guten Überblick über diese Gartenwelt ergibt sich auf dem Baumwipfelweg. Das ist eine Metallkonstruktion, die das Spazieren auf einer Höhe von 30 Metern zwischen den Baumkronen erlaubt. In der Ferne ist die hügelige Landschaft Niederösterreichs zu sehen und in der Nähe der Auenwald.

 

 

Auenwald-Garten
In diesem natürlichen Auenwald auf der Au-Insel der Garten Tulln ist der „Garten-Typ der Zukunft“ angelegt. In dem Waldgarten haben Gärtner nutzbare Wildpflanzen eingesetzt, züchtbare Pilze in schattigen Ecken angesiedelt und Obstbäume und Beerensträucher gepflanzt. „Dieser Gartentypus hat Zukunftspotential“, davon ist Franz Gruber, der Geschäftsführer des großen Schaugartens, überzeugt, „denn sie schaffen ein besonderes Mikroklima.“
So könnten diese neuen Waldgärten in Städten und Gemeinden helfen, das CO2 zu binden, Staub zu filtern und für kühlere Temperaturen im Sommer zu sorgen. Dazu würden die Bürger sich dort erholen und auch gleichzeitig gesundes Essen ernten.

 

 

Gärtnern ohne Gift
Das Hauptareal der Garten Tulln ist angelegt wie eine klassische temporäre Gartenschau. Das hat mit dem Ursprung zu tun. Begann „Die Garten Tulln“ 2008 doch als erste ökologische Gartenschau in Europa. Mehr denn je wird auf nachhaltiges Gärtnern geachtet: Nutzung des Regenwassers, minimale Versiegelung des Bodens, Verwendung von einheimischen Materialien und Verzicht auf Torf, aber vor allem: keine Pestizide und Kunstdünger.

„Völlig ohne Spritzmittel auszukommen, konnte ich mir früher auch nicht so richtig vorstellen“, gesteht Franz Gruber „Manche Besucher glauben zum Beispiel: Einen Rosengarten kann man gar nicht rein ökologisch pflegen. Doch wir beweisen das Gegenteil. Es funktioniert!“

 

 

Umweltbewußte Gärten in Niederösterreich
Da wird also mit Kompost natürlich gedüngt, da werden Nützlinge gefördert und biologische Mittel zur Stärkung der Pflanzengesundheit eingesetzt. Unkraut wird gejätet, nicht mit Gift getilgt. Der interessierte Besucher kann sich das zeigen und erklären lassen. Es gibt sogar eine „Gärtner-Sprechstunde“.

„Man könnte sagen, dass „Die Garten Tulln“ Anstoß einer dynamischen Bewegung des umweltbewussten Gärtnerns in Niederösterreich war“, meint Franz Gruber. „Wir waren Vorreiter einer großartigen Entwicklung.“

 

 

Seit 1999 gibt es dafür ein Label: „Natur im Garten“. Gärten, die sich dieser naturnahen Bewirtschaftung verschrieben haben, zeigen das durch eine kleine Plakette am Gartenzaun. Inzwischen beteiligen sich 14.000 Privatgärten in ganz Niederösterreich an der Öko-Garten-Aktion. Einige von ihnen können Gäste und Touristen besichtigen.

 

Die Gärten in Niederösterreich, die bei „Natur im Garten“ mitmachen, sind an dieser Plakette am Gartenzaun zu erkennen.

 

Inzwischen ist auch die Gemeinde Tulln pestizidfrei und hat sich für ein Gärtnern ohne das umstrittene Spritzmittel Glysophat verpflichtet. „Die Garten Tulln“ entpuppte sich als Keimzelle einer Gartenblüte. Und selbst ist diese Schaugarten an der Donau voll aufgeblüht.

 

In den Gärten von Tulln ist auch das Büro grün bewachsen.

 

WAS IST NOCH GUT ZU WISSEN?

Botaniker Gregor Dietrich

INFORMATIONEN:  Die Garten Tulln, Am Wasserpark 1, 3430 Tulln, www.diegartentulln.at
Geöffnet von April bis Oktober.
Der Botaniker Gregor Dietrich und seine Kollegen machen täglich Gartenführungen und Pflanzenberatungen. Für Kinder gibt es viele besondere Angebote, wie ein eigener Forschergarten, ökopädagogische Workshops, einen Natur- und Abenteuerspielplatz.
Der Garten ist komplett barrierefrei. Von der Terrasse des Restaurants „Die Gärtnerin“ hat der speisende Gast einen guten Blick auf den Garten. Der Schaugarten verfügt über einen Laden mit witzigen Gartenartikeln, biologischen Lebensmitteln wie Tees und Kräutern wie auch mit Büchern. Außerdem befindet sich auf dem Gelände der Garten von Biogärtner Karl Ploberger, der im ORF eine beliebte Gartensendung moderiert.

Lage: Das österreichische Bundesland Niederösterreich liegt westlich von Wien. Die Gärten lassen sich am besten mit dem (Miet-) wagen erreichen. Die Stadt Tulln liegt direkt an der Donau, westlich von Wien. Dort findet jedes Jahr im Spätsommer die Internationale Gartenbaumesse statt.

Weitere empfehlenswerte Gärten in Nähe: Die 125 Mitglieder des Vereins „Die Gärten Niederösterreichs sind in einer kostenlosen Broschüre mit Plan verzeichnet.
Eine Plakette am Eingang kennzeichnet jene Gärten in Niederösterreich, die der Aktion „Natur im Garten“ mit einer ökologischen und naturnahen Bewirtschaftung folgen.

In den Monaten Juni bis August bieten Gärten, Parks, Hotels und Gaststätten in der Initiative „Gartensommer Niederösterreich“ eine Reihe von Veranstaltungen, wie etwa Kino im Garten bei Vollmond oder die „Living Plants – Bewegende Pflanzengeschichten“. Da verwandeln sich schauspielernde Akrobaten in Pflanzen und erzählen blumige Geschichten.

Lesen Sie auch die weiteren Beiträge dieser Serie über schöne Naturgärten in Niederösterreich wie den Arche-Noah-Schaugarten in Schiltern– demnächst in vonREISENundGAERTEN!

BESONDERES: Schloss Grafenegg – ein Stück weiter an der Donau – ist ein Ort der Kultur. Gleich neben dem historischen Schlossgebäude sitzt die moderne Freiluft-Bühne „Wolkenturm“ wie auf einem grünen Hügel mitten im 32 Hektar großen Park. Bayreuth lässt grüßen. Wenn im Sommer dann dort klassische Musik erklingt, können die Augen der Zuhörer ins Grüne driften, hin zu den vielen alten Bäumen. Grüner Klang!

TIPP- ÜBERNACHTUN:  Weinstöcke umgeben das Hotel Loisium, welches als modernes Design-Hotel mitten in die Weinberge gebaut ist. Es liegt am Rand der hübschen Wein- und Gartenstadt Langenlois, strategisch günstig für die Besuche verschiedener Gärten in Niederösterreich. Cooles Design, gewöhnungsbedürftige Badezimmer, gute Küche.

TIPP-SPEISEN:
In Niederösterreich muss der Gast abends unbedingt einen Heurigen besuchen. Sehr schön, wie in einem kleinen Garten sitzt man beim Heurigen Steinschaden in Langenlois auf dem Sauberg (heißt wirklich so) – mit tollem Ausblick und ausgezeichneter Küche. Marillenknödel bestellen!
Noch phantastischer ist der Ausblick auf die Donau vom Garten des Restaurants vom Hotel Schachner in Maria Taferl, gleich neben der Wallfahrtskirche Maria Taferl. Sehr gute, typisch österreichische Küche.

WEITERE INFOS ZUM REISELAND Österreich: www.austria.info , zu Niederösterreich: www.niederoesterreich.at

TIPP-LITERATUR:
Eine praktische Anleitung zum natürlichen und ökologischen Gärtnern liefert das Buch zur Initiative „Natur im Garten“. Dort wird beschrieben, wie man seinen Garten Schritt für Schritt umstellen kann auf Gärtnern ohne Pestizide, ohne chemisch-synthetischen Dünger und ohne Torf. Kurz: Das Buch für den Weg zur biologischen Vielfalt.
Mein Weg zum Naturgarten: Natürlich und ökologisch Gärtnern, Hrsg. vom Verein „Natur im Garten“, avBuch im Cadmos Verlag, 2016, ISBN 978-3-8404-8117-8
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Der Botaniker von „Die Gärten Tulln“ hat ein schönes und praktisches Buch zu weniger geläufigen Obstsorten – alten und neuen – geschrieben. Empfehlenswert als Hilfe für den eigenen Garten!
Gregor Dietrich, Obstraritäten im naturnahen Garten, avBuch im Cadmos Verlag, 2015, ISBN 978-3-8404-8113-0
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Lesen Sie auch den vonREISENundGAERTEN-Artikel über Wien – Stadt der morbiden Gärten.

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Vertikaler Garten mit Fenster im Garten Tulln in Niederösterreich

 

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