Im Sultanat Oman mit seinem heißen Wüstenklima erwarten Reisende nicht wirklich üppige Gärten. Und doch finden sich dort im Osten der Arabischen Halbinsel sorgsam gepflegte Pflanzenoasen, wo Granatapfel, Weihrauch und die allgegenwärtigen Dattelpalmen gedeihen. vonREISENundGAERTEN stellt einige der grünen Hotspots vor.
Die Hauptstadt Maskat
Von einer Wolkenkratzer-Architektur, wie in Dubai oder Katar, die immer noch höher hinaus will, möchte man in der Hauptstadt des Oman nichts wissen. So flanieren die Gäste auf der Promenade an der Bucht von Maskat vor einer malerischen Kulisse. Im Hafenbecken schaukelt die Jacht des Sultans und auf der Landseite reihen sich vor einer Gebirgskette Moscheen und altertümliche Bauten. Ein Hauch altarabischer Atmosphäre breitet sich aus.
„Wir sind Dattelpalme“
An der malerischen Corniche wachsen auch einige Dattelpalmen. Die Phoenix dactylifera, die Echte Dattelpalme, ist die wichtigste Pflanze im Oman. Acht Millionen Stück davon zählt man in dem Wüstenstaat. Überall im Land gedeihen diese ikonischen Gewächsen. Die Omanis könnten gut behaupten: Wir sind Dattelpalme.
Im Reich der Datteln und Palmen
Die Dattelpalmen blühen von Januar bis März, zum Teil werden die Blüten von Hand bestäubt. Geerntet wird im Oman von Juni bis Ende September. Ein Baum trägt 100 bis 300 Kilogramm Früchte. Ihr hoher Zuckergehalt macht sie lange haltbar.
Datteln für Seefahrer
„Datteln wurden früher auch auf den Schiffen mitgeführt, denn sie enthalten Vitamine und Mineralien“, erzählt der Kapitän einer Dhau. Das traditionelle omanische Holzschiff verlässt gerade den Hafen. „Gesunde Matrosen waren wichtig für eine große Seefahrernation wie der unseren“, fügt er hinzu und lacht.
Der Garten der Großen Moschee
Klotzen, nicht kleckern, hieß es beim Bau der Großen Moschee, die nach Sultan Qaboos (1970–2020) benannt ist.
Der Herrscher wird heute noch im Oman verehrt. Seinem Bild begegnet der Reisende fast überall, ob auf den Straßen, an Hauswänden oder auf den Banknoten. Dieser Sultan führte das bis 1970 isolierte und rückständige Land innerhalb weniger Jahrzehnte in die Moderne – dank der immensen Erdöl-Einnahmen.
In blumige Gärten treten
Mit Platz für bis zu 20.000 Gläubige zählt das riesige Gotteshaus in Maskat mit den fünf Minaretten zu den größten Moscheen der Welt. Sie darf auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden, die über die exorbitanten Ausmaße der glitzernden Swarovski-Kronleuchter im Gebäudeinneren staunen. Die gigantischen Perserteppiche mit ihren Blütenmustern wirken wie wollene Blumenwiesen.
Der Moschee-Garten
Der innere Garten der Großen Sultan-Qaboos-Moschee in Maskat zeigt sich wie eine ruhige Oase, die den Besucher vom geschäftigen Stadtleben abschirmt. Man betritt ihn über breite, gepflasterte Wege, die von Wasserkanälen durchzogen sind, wodurch eine erfrischende Atmosphäre entsteht. Auf beiden Seiten dieser Kanäle gedeihen Sträucher und niedrige Büsche. Mehrere Gärtner wässern gerade die Pflanzen reichlich. Wässern ist eine der wichtigsten Aufgaben dieses Berufsstandes im Oman.
Ordnungsinn im omanischen Garten
Neben den Johannisbrotbäumen stechen die Callistemon, die „Flaschenputzer“-Sträucher mit ihren rot-flauschigen Blüten, ins Auge. Lebendige Farbakzente im Garten! Hinzu gesellen sich Duftsträucher wie das Geißblatt, deren süßer Geruch die Luft erfüllt. Am Rande der Bodenplatten stehen schlanke, konisch geformte Bäume, die Schatten spenden, ohne den Blick auf die Moschee zu versperren.
Die Kombination aus fließendem Wasser, sanftem Grün und farbigen Blüten erzeugt eine meditative Stimmung, ideal, um sich auf die Andacht einzustimmen.
Rasen für die Wüste
Im weitläufigen äußeren Garten rund um die Moschee herum erklingt ein vertrautes Geräusch: Tatsächlich, da flitzen Gärtner mit Aufsitz-Rasermäher über grüne Flächen.
Es riecht nach frischgemähtem Gras. Und das in der Wüste!
Bei der Auswahl der Gras-Sorte muss darauf geachtet werden, dass sie extrem hohe Temperaturen toleriert, widerstandsfähig gegen Trockenheit ist und in Küstenähe auch Salz verträgt.
Rasengärten im Wüstenklima
Die sorgfältig gepflegten und besprengten Rasenflächen vor der Moschee umrahmen ein riesiges Feld mit rundlich geschnittenen Oleandern und pinkfarbenen Bougainvilleas, die in strikten Reihen gepflanzt wurden. Alles hat seine Ordnung, wie einst im klassischen islamischen Garten.
Terrassengärten von Jebel Akhdar
Am Hang des Bergrückens von Jebel Akhdar schmiegen sich Terrassengärten wie grüne Stufen an die kargen Felswände. Der Blick auf das Hadschar-Gebirge ist spektakulär.
Auch Prinzessin Diana war von diesem Gebirge beeindruckt. Beim spektakulären Saiq-Hochplateau erinnert die Aussichtsplattform „Diana Point“ an ihren Besuch im Jahr 1985.
Auf diesem „grünen Berg“ lässt sich von Dorf zu Dorf wandern. Der Weg führt mitten durch die Terrassengärten, vorbei an Aprikosen-, Pfirsich- und Mandelbäumchen. Trotz der rauhen Hochgebirgsumgebung herrscht auf rund 2000 Metern über dem Meer ein mildes Mikroklima.
Auf weiteren Terrassen gedeihen in Gemüsebeeten Kohl, Zwiebeln und Tomaten im warmen Sonnenlicht.
Gärten im Oman voller Granatäpfel
Ein kleiner Junge kommt angerannt und verschenkt einige Granatäpfel, die er gerade aufgelesen hat. Die kaminrote Frucht gilt in der arabischen Welt symbolisch als Gabe des Paradieses.
Bekannt ist die Gegend auch für seine Rosenzucht, vor allem der Damaszener-Rose. In den Rosendörfern stellen Einheimische aus dem Öl der Blütenblätter das begehrte omanische Rosenwasser her. Wenn die Rosen gerade nicht blühen, tun es andere Pflanzen oder präsentieren ihre Früchte.
Raffiniertes Bewässerungssystem für die Gärten im Oman
Auf jedem Absatz ist das leise Plätschern traditioneller „Aflaj“-Kanäle zu vernehmen. Seit Jahrhunderten leiten sie Schmelz- und Quellwasser aus den Bergen präzise zu den Pflanzungen.
Ohne das traditionelle Faladsch-Bewässerungssystem, das die UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hat, wäre Gartenbau in dem Wüstenstaat nicht möglich. Die Wasserkanäle versorgen auch die Wadis und Oasen.
Ganz in Weiß
Vor dem Grau des Berggesteins heben sich omanische Männer in ihren meist blütenweißen, knöchellangen Gewändern ab. Nur wie bewerkstelligen sie es, dass diese Dishdasha – ihr traditionelles Kleid – sich zu jeder Stunde stets sauber und gebügelt zeigt?
In der alten Hauptstadt Nizwa
„Alle Wege führen nach Nizwa“, heißt es im Oman. Die alte Hauptstadt versteht sich als das kulturelle Herz von Oman – eine Stadt im Landesinneren, in der sich religiöse Tiefe, historische Macht und traditionelles Handwerk vereinen. Dass Pflanzen auch kriegsentscheidend sein können, davon erzählen die Guides im Nizwa-Fort. Bei einstigen Belagerungen wehrten sich die Fort-Bewohner mit heißem Dattelöl gegen Eindringlinge. Dieser Verwendungszweck der vielseitigen Dattelpalme ist heute allerdings nicht mehr gefragt.
Eine Million neue Dattelpalmen
Gestaunt wird über die Ausmaße des riesigen Festungsturms. Das 30 Meter hohe Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert misst 34 Meter im Durchmesser. Von dort blickt man auf einen ausgedehnten Palmengarten.
Nizwa nimmt teil an dem Projekt „One Million Date Palm“, das vorsieht, rund eine Million neue Dattelpalmen im Sultanat zu pflanzen, um die nationale Ernährungssicherheit zu stärken und die Landwirtschaft zu modernisieren. Dabei werden gezielt moderne Anbaumethoden und speziell gezüchtete, robustere Setzlinge eingesetzt.
Neue Gärten mit Datteln und Palmen
Die Initiative ist Teil der Oman Vision 2040, die zur wirtschaftlichen Diversifizierung und nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion beiträgt. Dabei erhalten Kleinbauern Setzlinge zu günstigen Preisen, technische Beratung, sowie Schulungsmaßnahmen in weiterentwickelter Bewässerungstechnologie.
Bis 2025 heißt es, sind rund 600.000 Palmen-Bäume gepflanzt worden. Die gesamte Dattelproduktion lag im Oman 2024 bei rund 397.000 Tonnen, womit der Oman zu den zehn größten Produzenten von Datteln weltweit zählt. Exportiert wird von der Ernte allerdings nur ein kleiner Bruchteil.
Rauchiges Gold: Weihrauch
Die Souks im Oman wie in Nizwa bieten niecht nur Datteln der unterschiedlichsten Sorten an, sondern ebenso den berühmten Weihrauch. Sein Duft erfüllt die engen Gassen der traditionellen Basare. Beim Kauf kommt es auf die Qualität an. Hochwertiger Weihrauch ist auch medizinisch nutzbar, so soll er in Wasser gelöst bei Husten helfen.
Weihrauchbäume (Boswellia sacra) wachsen im Oman vor allem im Süden in der trockenen Dhofar-Region rund um Salala, inzwischen viel in Plantagengärten. Die Bäume können einhundert Jahre alt werden und zeichnen sich durch ihre erstaunliche Widerstandsfähigkeit aus, denn sie gedeihen in kargen, steinigen Böden.
Seit der Antike ist das Harz des Weihrauchbaumes ein wertvolles Handelsgut, das die Küstenstädte der Weihrauchstraße zu großem Wohlstand führte. Dieses Duftharz gilt bis heute als eines der hochwertigsten der Welt und ist fester Bestandteil omanischer Kultur und Tradition. Etwa zwei bis sieben Kilogramm können pro Baum gewonnen werden. Dafür wird der Baum angeritzt und zwei bis drei Wochen später das dann verfestigte Harz abgeerntet.
Im Museumsgarten
Einen Garten der ganz anderen Art zeigt sich rund um das spektakuläre Oman Across the Ages Museum (OAAM). 2023 wurde der lichtdurchflutete Bau in der Provinz Al Dakhiliyah eröffnet. Auf 120.000 Quadratmetern durchschreitet der Besucher die Geschichte von Oman, die sich auf modernste Weise mit digitaler Technik präsentiert. Für den Besucher entsteht das Gefühl, die omanische Geschichte selbst zu erleben.
Der Museumsgarten will das omanische Naturbild widerspiegeln, obwohl er zunächst einen geometrischen Eindruck vermittelt, da seine dreieckigen Abteile sich mit vielen spitzen Winkeln gliedern.
Mitten in der Wüste gelegen sind also keine englischen Mixed Borders mit üppigen Stauden zu sehen, sondern vor allem Pflanzen, die der Hitze trotzen. So gehören zur omanischen Vegetation Sträucher wie Gymnosporia dhofarensis, ein dorniger kleiner Baum aus Dhofar, oder die Myrrhe-Art Commiphora kua.
Das außergewöhnliche Museum mit seinem gestalteten Wüstengarten versinnbildlicht die Strategie des Landes in heutiger Zeit: Omans Erbe und Traditionen zu bewahren und sich dennoch beständig weiter zu entwickeln.
Der Oman und seine Gärten
Der Oman ist kein klassisches Gartenreiseziel. Dennoch kommt derjenige, der Berglandschaften, Oasen, traditionelle Bewässerungskultur und außergewöhnliche Naturgärten liebt, auf seine Kosten.
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WAS IST NOCH GUT ZU WISSEN?
REISEZEIT: Im Sommer sind die Temperaturen zu hoch. Von Herbst bis zum Frühjahr lässt sich das Land gut bereisen.
TIPP ABENTEUER: Bei großer Hitze ist es ein erfrischendes Gefühl, sich im kristallklaren, türkisblauen Nass vom Wadi Bani Khalid abzukühlen und die enge Schlucht, die von hohen Felsen gesäumt wird, zu durchschwimmen.
TIPP KULTUR: Besuchen Sie die Royal Opera in Maskat! Sollte es gerade keine Vorstellung geben, können Sie eine Führung durch das opulent ausgestattete Gebäude machen.
TIPP FOTOS: Beim höchsten Berg im Oman, dem 3017 Meter hohen Jebel Shams, tut sich ein gewaltiger Canyon auf. Als würde die Erde einen Blick in ihr Innerstes zulassen, schweift der Blick hunderte Meter tief in den Abgrund des „Grand Canyon Omans“. Ein Foto- und Selfie-Hotspot!
TIPP EINKAUFEN: In der Stadt Nizwa bietet das direkt beim Souk im Zentrum gelegene Geschäft Brandah omanische Produkte wie Gewürze, Halwa und vor allem Datteln der unterschiedlichsten Sorten an. Ideal als Mitbringsel oder für den Eigenbedarf! Weihrauch kauft man ebenso am besten im Souk, zum Beispiel im Muttrah-Souk in Maskat.
TIPP ÜBERNACHTEN: Im Arabian Oryx Camp in Al Sharqiyah übernachten die Gäste in komfortablen Häuschen mitten in der Wüste.
Rechtzeitig zum Sundowner wird auf einer Düne der Sitzteppich ausgerollt. Mit einem kühlen Getränk in der Hand blickt man in die Weite der Wüste, deren geheimnisvolle Anziehungskraft einen in den Bann zieht. Auch die Wüste zählt zu den Gärten im Oman. Beim Sandspaziergang sind viele Pflanzen zu entdecken. Später klingt der Abend unter freiem Himmel aus. Beim Abendessen glitzern die Sterne am Firmament.
TIPP-REISEVERANSTALTER: Mehere unterschiedliche Reisen in den Oman hat der deutsche Reiseveranstalter Gebeco im Programm, wie zum Beispiel „Omanische Impressionen“, eine 10-Tage-Studienreise in Kleingruppen. Gebeco ist mit jährlich rund 35.000 Gästen einer der führenden Veranstalter von Studien- und Erlebnisreisen im deutschsprachigen Raum. Seit der Gründung im Jahr 1978 steht Gebeco für Völkerverständigung und verantwortungsbewusstes Reisen, inklusive authentischer Begegnungen mit Menschen und Kulturen. www.gebeco.de
Gute Flugverbindungen von Frankfurt nonstop nach Maskat in knapp sieben Stunden bietet die staatliche Fluggesellschaft Oman Air an. www.omanair.com/de
BITTE BEACHTEN: Frauen müssen ihr Haupt bedecken, wenn sie die Große Moschee samt Garten betreten wollen. Ansonsten gibt es im Oman aber keine Kopftuchpflicht, auch wenn viele omanische Frauen außerhalb des Hauses die schwarze Abaya samt Hijab tragen.
LITERATUR-TIPP: In ihrem autobiografischen Werk „Memoiren einer arabischen Prinzessin“ erzählt die omanisch-sansibarische Prinzessin Sayyida Salme (1844-1924) ihre schier unglaubliche, aber wahre Geschichte: wie sie im Palast in Sansibar, das damals zum Oman gehörte, aufwuchs, sich selbst Lesen und Schreiben beibrachte und sich in den deutschen Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete verliebte. Wegen ihrer Beziehung floh sie schwanger nach Europa, nahm den Namen Emily an und ließ sich in Deutschland nieder. Ihre Memoiren bieten einen seltenen Einblick in das Leben einer Prinzessin im 19. Jahrhundert im Oman.
Emily Ruete (geb. Sayyida Salme), Memoiren einer arabischen Prinzessin, Verlag saxoniabuch, 2016, Nachdruck der Originalauflage von 1886
Als Reiseführer ist das gut geschriebene, umfassende Reise-Handbuch von Dumont zu empfehlen. Hier gibt es auch Informationen zu Flora und Fauna im Oman.
Gerhard Heck und Nils Spruth, Oman, Dumont, 2024
WEITERE INFOS ZUM REISELAND Oman: https://visitoman.om/en
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